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Dienstag, 2. Oktober 2012
me.nicky, 03:41h
Der perfekte Comic
Verlag: DC
Autor: Lee Bermejo
Zeichner: Lee Bermejo
Ausgabe: Originalausgabe
Sprache: Englisch
Story:
Heiligabend. Schnee fällt vom langsam dunkler werdenden Himmel und legt sich wie eine beruhigende Decke über die Stadt. Ein Mann eilt durch die Strassen, ein Geschenk unter dem Arm. Er will nach Hause zu seinem Sohn. Er kommt nicht weit. Ein als Fledermaus verkleideter Mann stürzt sich auf ihn und reisst ihn zu Boden. Er will wissen, wo er das Geschenk her hat und wie er seinen Auftraggeber kontaktiert. Der Mann kann ihm keine Antwort geben, ist panisch, will einfach nur weg. Die Fledermaus lässt ihn ziehen, jedoch nicht ohne vorher einen Peilsender an seinem Schal angebracht zu haben.
Zurück in der Bathöhle führt Batman seine Ermittlungen auf elektronischem Wege fort. Ein sich langsam verschlimmernder Husten wird genauso ignoriert wie etwaige Ruhezeiten. So ist es auch nur schwer verwunderlich, dass ihm in einer Vision auf einmal sein verstorbener Partner Robin erscheint, der ihn davor warnt, so weiter zu machen wie bisher. Doch Batman Intellekt verbietet es, auf Geister zu hören, und so macht er sich noch in der gleichen Nacht wieder auf, das Verbrechen in seiner Stadt zu bekämpfen.
Er trifft auf Catwoman, deren natürlicher Spieltrieb er nicht mehr teilt und deren Schwelgen in Erinnerungen ihn nachdenklich stimmt. Seine Leidenschaft ist längst verblasst und dank der voranschreitenden Krankheit auch seine einstige körperliche Fitness. So stürzt er auf der Jagd nach ihr nicht nur bildlich gesprochen, sondern auch wortwörtlich in ein Loch, als er einen Sprung über eine Strassenschlucht nicht schafft.
Dort unten trifft er auf Superman, der ihn mitnimmt auf eine Reise durch Gotham City und zeigt ihm die Menschen, wie sie glücklich miteinander leben. Batman kann dieser Sichtweise nichts abgewinnen und denkt nur an das Verbrechen, das er zu bekämpfen hat. Kein Opfer ist zu gross, um der Gerechtigkeit im Wege zu stehen, egal ob es sich dabei um seine eigene Gesundheit oder die Unschuld eines kleinen Jungen handelt.
Er hätte um die Hilfe seines besten und vielleicht einzigen Freundes bitten können, doch das würde er niemals tun. Und so ist er ganz alleine, als der dritte und somit letzte Besucher in dieser Nacht auftaucht.
Der Besucher, der alles verändert.
Meine Meinung:
Ich hielt es für unmöglich, aber es gibt ihn tatsächlich: Der Batman-Comic, der aus der Menge heraussticht. Ein kleines Weihnachtswunder!
Ehrlich gesagt weiss ich gerade nicht, was ich jetzt zuerst schreiben soll.
Ich habe diesen Comic letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt bekommen. Ich gebe zu, ich war nicht gross überrascht, was die Freude aber in keinster Weise geschmälert hat.
Die Freude wurde sogar noch grösser, als ich den Band dann aufgeschlagen habe. Ich kannte natürlich die Preview und wusste, dass die Bilder gut waren. Doch das hatte ich nicht erwartet.
Das Wort "brilliant" wird dieser Kunst nicht gerecht!
Schon auf der ersten Seite wähnt man sich in einer Weihnachtsgeschichte für Kinder, die Bilder könnten direkt einem jener alten, schön gestalteten Bilderbücher entsprungen sein, die mir meine Mutter früher vorgelesen hat, während es draussen früh dunkel wurde und in dicken Flocken schneite.
Doch schon bald erkennt man die Dunkelheit in den Bildern, die nicht etwa von der frühen Dämmerung her rührt, sondern von der unbeschreibbaren Finsternis, wie sie nur in der Seele einer Stadt wie Gotham City schlummern kann.
Die Bilder sind so gut, dass ich mich jetzt noch daran erinnern kann, wie ich beim ersten Lesen des Buches das Gefühl hatte, Schritte im Schnee zu hören, wenn der ängstliche Kleinkriminelle durch die Strassen hetzt, und wie ich bei den Szenen, in denen Batman von Dach zu Dach hüpft das dumpfe Geräusch tatsächlich vernommen habe. Die Lautmalerei wäre also nicht nötig gewesen.
Ich möchte hier mal wieder die Colorierung loben. Barbara Ciardo war dafür verantwortlich und hat perfekte Arbeit geleistet. Während Batmans Anzug matt wirkt glänzt Catwomans Lackkostüm so sehr, dass sich sogar Spiegelungen erkennen lassen. Das Spiel zwischen der kalten natürlichen Dunkelheit und dem warmen künstlichen Licht gibt dieser Geschichte den letzten Schliff.
Die Geschichte stammt natürlïch nicht gänzlich aus Bermejos Feder, es handelt sich um eine Adaption von Charles Dickens Weihnachtsgeschichte "A Christmas Carol". Die Umsetzung ist gelungen.
Dass es sich bei der ersten Erscheiung um den toten Robin (vermutlich Jason Todd) handelt dürfte jedem, der die Geschichte kennt schon vor dem Lesen der Batman-Umsetzung klar gewesen sein. Die folgenden Geister sind aber sehr interessant, wenn auch einleuchtend Besetzt. Catwoman, die ihn auf die Vergangenheit hinweist und gleichzeitig als verlorene Liebe fungiert, Superman als strahlender "Geist der diesjährigen Weihnachtsnacht", der gerne Menschen und ihr verhalten studiert und an das gute in ihnen -auch in Batman - glaubt.
Der letzte Geist war nicht nur für Batman eine Offenbarung. Eine sehr gewagte Idee, diesen Charakter zu nutzen. Das Risiko hat sich gelohnt, ich könnte mir keine andere Figur mehr vorstellen.
Als letztes möchte ich noch sagen, dass ich mich auch nach dem vierten Mal Lesen noch frage, warum vorher noch niemand auf die Idee gekommen ist, Batman in die Rolle des Scrooge hineinzuschreiben.
Es passt so gut zusammen wie selten zwei Dinge aus so verschiedenen Zeiten.
Es wirkt, als reiche hier ein literarisches Meisterwerk des 19. Jahrhundert einer modernen Ikone die Hand und sagte: "Schön, dass ich dich getroffen habe.".
Ich könnte jetzt noch über tausende Kleinigkeiten schreiben, die mir positiv aufgefallen sind, aber das werde ich euch ersparen.
Ich hoffe einfach ihr glaubt mir wenn ich schreibe: Es gibt an diesem Band nichts schlechtes.
Ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk. Man muss kein grosser Kenner von Batman sein, um die Geschichte zu verstehen.
Das perfekte Weihnachtsgeschenk für jeden, der den dunklen Ritter mag.
Auf Deutsch erschienen bei Panini Comics, als Hardcover (limitiert auf 444 Exemplare, 25 €) wie auch als Softcover (14.95 €).
Verlag: DC
Autor: Lee Bermejo
Zeichner: Lee Bermejo
Ausgabe: Originalausgabe
Sprache: Englisch
Story:
Heiligabend. Schnee fällt vom langsam dunkler werdenden Himmel und legt sich wie eine beruhigende Decke über die Stadt. Ein Mann eilt durch die Strassen, ein Geschenk unter dem Arm. Er will nach Hause zu seinem Sohn. Er kommt nicht weit. Ein als Fledermaus verkleideter Mann stürzt sich auf ihn und reisst ihn zu Boden. Er will wissen, wo er das Geschenk her hat und wie er seinen Auftraggeber kontaktiert. Der Mann kann ihm keine Antwort geben, ist panisch, will einfach nur weg. Die Fledermaus lässt ihn ziehen, jedoch nicht ohne vorher einen Peilsender an seinem Schal angebracht zu haben.
Zurück in der Bathöhle führt Batman seine Ermittlungen auf elektronischem Wege fort. Ein sich langsam verschlimmernder Husten wird genauso ignoriert wie etwaige Ruhezeiten. So ist es auch nur schwer verwunderlich, dass ihm in einer Vision auf einmal sein verstorbener Partner Robin erscheint, der ihn davor warnt, so weiter zu machen wie bisher. Doch Batman Intellekt verbietet es, auf Geister zu hören, und so macht er sich noch in der gleichen Nacht wieder auf, das Verbrechen in seiner Stadt zu bekämpfen.
Er trifft auf Catwoman, deren natürlicher Spieltrieb er nicht mehr teilt und deren Schwelgen in Erinnerungen ihn nachdenklich stimmt. Seine Leidenschaft ist längst verblasst und dank der voranschreitenden Krankheit auch seine einstige körperliche Fitness. So stürzt er auf der Jagd nach ihr nicht nur bildlich gesprochen, sondern auch wortwörtlich in ein Loch, als er einen Sprung über eine Strassenschlucht nicht schafft.
Dort unten trifft er auf Superman, der ihn mitnimmt auf eine Reise durch Gotham City und zeigt ihm die Menschen, wie sie glücklich miteinander leben. Batman kann dieser Sichtweise nichts abgewinnen und denkt nur an das Verbrechen, das er zu bekämpfen hat. Kein Opfer ist zu gross, um der Gerechtigkeit im Wege zu stehen, egal ob es sich dabei um seine eigene Gesundheit oder die Unschuld eines kleinen Jungen handelt.
Er hätte um die Hilfe seines besten und vielleicht einzigen Freundes bitten können, doch das würde er niemals tun. Und so ist er ganz alleine, als der dritte und somit letzte Besucher in dieser Nacht auftaucht.
Der Besucher, der alles verändert.
Meine Meinung:
Ich hielt es für unmöglich, aber es gibt ihn tatsächlich: Der Batman-Comic, der aus der Menge heraussticht. Ein kleines Weihnachtswunder!
Ehrlich gesagt weiss ich gerade nicht, was ich jetzt zuerst schreiben soll.
Ich habe diesen Comic letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt bekommen. Ich gebe zu, ich war nicht gross überrascht, was die Freude aber in keinster Weise geschmälert hat.
Die Freude wurde sogar noch grösser, als ich den Band dann aufgeschlagen habe. Ich kannte natürlich die Preview und wusste, dass die Bilder gut waren. Doch das hatte ich nicht erwartet.
Das Wort "brilliant" wird dieser Kunst nicht gerecht!
Schon auf der ersten Seite wähnt man sich in einer Weihnachtsgeschichte für Kinder, die Bilder könnten direkt einem jener alten, schön gestalteten Bilderbücher entsprungen sein, die mir meine Mutter früher vorgelesen hat, während es draussen früh dunkel wurde und in dicken Flocken schneite.
Doch schon bald erkennt man die Dunkelheit in den Bildern, die nicht etwa von der frühen Dämmerung her rührt, sondern von der unbeschreibbaren Finsternis, wie sie nur in der Seele einer Stadt wie Gotham City schlummern kann.
Die Bilder sind so gut, dass ich mich jetzt noch daran erinnern kann, wie ich beim ersten Lesen des Buches das Gefühl hatte, Schritte im Schnee zu hören, wenn der ängstliche Kleinkriminelle durch die Strassen hetzt, und wie ich bei den Szenen, in denen Batman von Dach zu Dach hüpft das dumpfe Geräusch tatsächlich vernommen habe. Die Lautmalerei wäre also nicht nötig gewesen.
Ich möchte hier mal wieder die Colorierung loben. Barbara Ciardo war dafür verantwortlich und hat perfekte Arbeit geleistet. Während Batmans Anzug matt wirkt glänzt Catwomans Lackkostüm so sehr, dass sich sogar Spiegelungen erkennen lassen. Das Spiel zwischen der kalten natürlichen Dunkelheit und dem warmen künstlichen Licht gibt dieser Geschichte den letzten Schliff.
Die Geschichte stammt natürlïch nicht gänzlich aus Bermejos Feder, es handelt sich um eine Adaption von Charles Dickens Weihnachtsgeschichte "A Christmas Carol". Die Umsetzung ist gelungen.
Dass es sich bei der ersten Erscheiung um den toten Robin (vermutlich Jason Todd) handelt dürfte jedem, der die Geschichte kennt schon vor dem Lesen der Batman-Umsetzung klar gewesen sein. Die folgenden Geister sind aber sehr interessant, wenn auch einleuchtend Besetzt. Catwoman, die ihn auf die Vergangenheit hinweist und gleichzeitig als verlorene Liebe fungiert, Superman als strahlender "Geist der diesjährigen Weihnachtsnacht", der gerne Menschen und ihr verhalten studiert und an das gute in ihnen -auch in Batman - glaubt.
Der letzte Geist war nicht nur für Batman eine Offenbarung. Eine sehr gewagte Idee, diesen Charakter zu nutzen. Das Risiko hat sich gelohnt, ich könnte mir keine andere Figur mehr vorstellen.
Als letztes möchte ich noch sagen, dass ich mich auch nach dem vierten Mal Lesen noch frage, warum vorher noch niemand auf die Idee gekommen ist, Batman in die Rolle des Scrooge hineinzuschreiben.
Es passt so gut zusammen wie selten zwei Dinge aus so verschiedenen Zeiten.
Es wirkt, als reiche hier ein literarisches Meisterwerk des 19. Jahrhundert einer modernen Ikone die Hand und sagte: "Schön, dass ich dich getroffen habe.".
Ich könnte jetzt noch über tausende Kleinigkeiten schreiben, die mir positiv aufgefallen sind, aber das werde ich euch ersparen.
Ich hoffe einfach ihr glaubt mir wenn ich schreibe: Es gibt an diesem Band nichts schlechtes.
Ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk. Man muss kein grosser Kenner von Batman sein, um die Geschichte zu verstehen.
Das perfekte Weihnachtsgeschenk für jeden, der den dunklen Ritter mag.
Auf Deutsch erschienen bei Panini Comics, als Hardcover (limitiert auf 444 Exemplare, 25 €) wie auch als Softcover (14.95 €).
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