Catwoman by Tim Sale


Dienstag, 3. September 2013
Eine Geschichte, auf ein Minimum reduziert

Cover von Avengers #1

Verlag: Marvel
Autor: Jonathan Hickman
Zeichner: Jerome Opeña, Adam Kubert
Ausgabe: Originalausgabe
Sprache: Englisch

Story:
Sie zählen einen Halbgott zu ihren Verbündeten. Sie können auf fast unbegrenzte finanzielle Ressource zugreifen. Sie stehen über den weltlichen wie auch physikalischen Gesetzen. Sie sind die mächtigsten Helden der Welt. Und sie sind zu wenige.

Nachdem das absolute Obersuperbrain Tony Stark und der geborene Anführer Steve Rogers mehrere schlaflose Nächte hinter sich gebracht haben, kommen sie endlich auf eine Lösung für ihr Problem, wie es nur einem Genie wie dem Erfinder der saubersten Energie der Welt einfallen kann: Sie nehmen mehr Leute ins Team auf!
Die Idee ist so absolut weltbewegend, dass sich Tony fast in die Hosen macht und schnell Steve aufweckt. Macht nichts, der hatte sowieso gerade einen Albtraum, in dem ihn seine Freunde Namor, Mr. Fantastic und der Typ mit der Antenne auf dem Kopf betrügen. Zum Glück war das aber nur ein Traum. Man stelle sich vor, das würde wirklich passieren, in „New Avengers #1“ zum Beispiel.

Natürlich tritt auch schon wenige Tage später der Fall ein, bei dem die neue Idee auch gleich auf die Probe gestellt wird. Auf dem Mars treibt ein Außerirdischer sein Unwesen. Er wandelt den Planeten in ein Fauna und Flora-technisches Paradies um und feuert nebenher noch die eine oder andere Bombe auf die Erde ab. Die Avengers fliegen flugs da hin, um ihm auf ihre ganz eigene Art klar zu machen, dass das nicht nett ist. Doch als Hulk schon nach einer Minute die Seite wechselt sieht es schlecht aus für die mächtigsten Helden.
Als Zeichen seiner Überlegenheit schickt der gelbe Außerirdische den verwundeten CapAm zurück zur Erde. Keine gute Idee. Zurück auf seinem Heimatplaneten versammelt dieser nämlich die B-Reihe der Avengers und greift noch einmal an. Dieses Mal mit deutlich besserem Ergebnis.

Sie verlassen den Mars nicht nur als Gewinner, sondern haben dank Captain Universe auch einen neuen Verbündeten im gelben Alien gefunden. Und sie nehmen den von ihm künstlich erschaffenen Menschen mit, der ihnen eine bedrohlich klingende Nachricht übermittelt.

"We have Money."

Meine Meinung:
Das Artwork, zumindest das der ersten drei Hefte, ist beeindruckend. Opeña liefert einfach zuverlässig was ich mir von einem Spitzentitel wie „Avengers“ erhoffe. Jeder Strich sitzt, die Detailvielfalt ist enorm und das Spiel mit Perspektiven liegt ihm einfach. Frontal, von der Seite, von oben, von unten, Nahaufnahme, von weiter weg, alles ist dabei. Normalerweise würde ich die sich inhaltlich wiederholdenden Gespräche zwischen Stark und Rogers beim Lesen irgendwann überspringen, aber die Zeichnungen sorgen für eine Spannung und Dramatik, wie es sonst nur Filmmusik kann. Sowas muss ich einfach genießen.

Nicht ganz unschuldig daran ist Dean White, der die Coloration übernommen hat. Der Mann versteht es, Highlights zu setzen. Und damit mein ich nicht nur seine Arbeit an sich, sondern auch die Highlights auf der Rüstung von Iron Man, auf der das Licht reflektiert wird, oder dem glänzenden Körper Ex Nihilos (der gelbe Außerirdische). Dann ist da noch die rote Atmosphäre des Mars, normales Tageslicht und natürlich das kalte blaue Leuchten von Tony Starks Computerbildschirmen. Das alles kriegt der gute Mann einfach so hin, dass ich mich tatsächlich wie in einem Kinofilm fühle und glaube, die Stimmung förmlich greifen zu können.

Da hört es dann aber leider auch schon wieder auf mit den Highlights. Die Geschichte ist platt. Ein Bösewicht, der im ersten Angriff nicht besiegt werden kann. Er verrät nicht nur seine (extrem triviale) Herkunftsgeschichte, sondern natürlich, wie sich das für ein Standard-Bösewicht gehört, auch seinen ganzen Plan. Und hei, wenn er schon mal dabei ist, sich selbst zu demontieren, dann kann er ja auch gleich den Captain zurück zur Erde schicken. Was könnte der von dort aus schon anrichten?

Was mir aber trotz des sehr enttäuschenden Starts dieser Serie gut gefallen hat war die Darstellung der Freundschaft zwischen dem Cap und Tony und die Art, wie sie neue Mitglieder rekrutieren. Diese Szene hat mich ein bisschen an „X-Men: First Class“ erinnert, nur dass sie es hier ohne größere Probleme schaffen, Wolverine zu überreden.

Von der Story her würde ich niemandem empfehlen, die Comics zu kaufen. Aber ich bin so überzeugt von Jerome Opeñas Kunst, dass ich es trotzdem tun werde.
Wer einen Comic sucht, in dem die Avengers genau das tun, wofür sie bezahlt werden, nämlich kämpfen und sich versammeln, und dabei so gut aussehen dass Heidi Klum demnächst bei Marvel anruft um sich ein paar Tipps zu holen, der wird mit diesem Comic glücklich werden.
Wer aber gerne noch ein bisschen Novel zu seiner Graphic hätte, der muss sich etwas anderes suchen.

Natürlich erscheinen der Welt mächtigste Helden auch auf Deutsch, bei Panini Comics, zu je 4.99 € pro Heft oder als Sammelausgabe Ende Januar 2014 für 14.99 €. Was, wenn ich richtig rechne, teurer ist, als sich einfach Heft #1-3 mit demselben Inhalt zu kaufen.

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Montag, 2. September 2013
Berührendes Grossstadt-Drama

Cover von Die Stadt und das Mädchen

Verlag: keine Ahnung
Autor: Jiro Taniguchi
Zeichner: Jiro Taniguchi
Ausgabe: 2. Auflage 2009 bei Schreiber&Leser
Sprache: Deutsch, Original in Japanisch

Story:
Shiga ist Bergführer im japanischen Hochgebirge. Eines Tages erreicht ihn die Nachricht, dass Megumi, die Tochter von Yoriko Sakamoto, einer alten Freundin Shigas, verschwunden ist. Er zögert nicht lange und macht sich bald auf den Weg in die grosse Stadt.

Dort kennt er zwar noch einige Leute aus alten Zeiten, fühlt sich aber trotzdem fremd.
Schnell merkt er, dass nicht nur die Mutter keine Ahnung vom Leben ihrer Tochter Megumi hatte, sondern dass die Polizei sich auch nicht wirklich um den Fall kümmert.
Also beschliesst er, auf eigene Faust zu ermitteln.

Das stellt sich als äusserst schwierig heraus. Überall trifft er auf die immer gleiche Mauer des Schweigens. Jedem ist wichtiger, das eigene Gesicht zu wahren, als ein vierzehnjähriges Mädchen zu retten.

Als er endlich eine heisse Spur findet, stellt er fest, dass Megumi in ihrem jugendlichem Leichtsinn und wahrscheinlich auch einem Gefühl der Vernachlässigung leichtfertig mit ihrem Leben und ihrer Selbstachtung umgegangen ist. Falsche Freunde, Versprechungen und die Suche nach Zuspruch führten sie in ihre Situation.

Shiga weiss nicht einmal, ob sie überhaupt noch lebt.
Und niemand will ihm helfen.

Shiga sucht nach Meg.

Meine Meinung:
Eine unglaublich bewegende Geschichte.
Sie startet ganz harmlos und wird dann immer mitreissender, aber auch bedrückender.
Zu Beginn ist noch alles offen, jeder Fall könnte eintreten. Mit fortlaufender Geschichte wir einem klar, dass es sich hier nicht einfach um einen Familienzwist handelt.

Der Erzählstil ist trotz des emotionalen Themas sehr ruhig, was vor allem am Wesen der Hauptfigur Shiga liegt. Die Ruhe ist für den Leser allerdings manchmal auch nervenaufreibend. Ich weiss nicht, wie oft ich mir gedacht habe "Mein Gott, wie können die alle nur so ruhig bleiben!".

Alles ist sehr detailliert beschrieben. In Wort wie in Bild. Die Bilder zeichnen sich durch klare Strichführung und einen trotzdem hohen Realismus aus.

Es ist klar zu erkennen, dass Taniguchi entweder selber klettert oder sich sehr gut damit auskennt. Die Ausrüstung und die Griffe sind so genau beschrieben, dass es schon fast zwanghaft wirkt. Als hätte dieses Element der Geschichte unbedingt vorkommen müssen.
Trotzdem wirkt es nicht fehl am Platz und sogar plausibel.

Die Geschichte ist sehr ergreifend und stellenweise auch grausam. Es gibt Leute, nicht nur Kinder, die mit so ernsten Themen nicht umgehen können. Deshalb würde ich den Band nicht als Geschenk für Weihnachten empfehlen.

Wer aber weiss, dass er mit belastenden Geschichten umgehen kann, der hat hier einen sehr schönen, bewegenden Manga. Ich kann ihn wärmstens empfehlen.

16.95 € für 333 Seiten. Jeden Cent wert.

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Samstag, 31. August 2013
Wunderschönes Artwork, Story erfordert Vorwissen

Cover von Punisher 4: Gejagt

Verlag: Marvel
Autor: Greg Rucka
Zeichner: Carmine di Giandomenico
Ausgabe: TP 2013 Panini Comics, Original in Punisher: War Zone #1-5
Sprache: Deutsch, Original in Englisch

Story:
Der Punisher hat sich bei den falschen Leuten unbeliebt gemacht.
Ok, eigentlich hat er sich aktuell gerade nur bei Spider-Man unbeliebt gemacht.
An sich ist das kein grosses Problem. Wenn, ja wenn Spider-Man das ganze nicht zu einem Problem der Avengers machen würde. Er überredet sie, den Punisher zu suchen und ihn hinter Schloss und Riegel zu bringen für das, was er getan haben soll.

Dabei gibt es aber zwei Probleme. Einerseits kann man den Punisher nicht einfach so in ein normales Gefängnis stecken. Sein Lebensinhalt besteht darin, Straftäter niederzustrecken. Das Gefängnis wäre also ein Paradies für ihn.
Andererseits gibt es schon jemand, der für seine Taten vor Gericht steht: Sergeant Rachel Cole-Alves, seine ehemalige Komplizin.

So beginnt eine schier aussichtslose Jagd auf einen, der sein Leben lang nichts anderes getan hat als gejagt zu werden oder selbst zu jagen. Ein Avenger nach dem anderen geht dem Punisher auf den Leim, und das ohne dass er sie durch Gewaltanwendung ausser Gefecht setzt.

Nur zwei der Mitglieder wissen, wie man mit jemandem wie dem Punisher umgeht. Wolverine und der Cap. Und sie stehen nicht beide auf der selben Seite.

"Wir müssen dem Punisher kriegen!" - "Oder wir saufen einfach mit ihm." - Gute Idee, Thor.

Meine Meinung:
Rucka schreibt ja generell gute Geschichten, wie zum Beispiel "Gotham Central" von DC (schon etwas älter) oder "Lazarus" von Image (aktuell). Von beiden Serien werdet ihr hier noch irgendwann hören.
Auch diese Geschichte ist spannend geschrieben und hat ein interessantes Ende. Leider fehlt mir das Davor und das Danach. Da es sich bei "Punisher: War Zone" um eine abgeschlossene Miniserie handelte ging ich davon aus, dass die Geschichte mit der #1 beginnt und mit der #5 endet. Mit anderen Worten: Dass ich sie auch ohne viel Sekundärliteratur verstehen würde.

Leider nein.

Ich verstehe nicht ganz, was die gute Frau getan hat und ich verstehe auch nicht ganz, warum es Castle so wichtig ist, dieses Ziel (das ich hier nicht spoilern will) zu erreichen.

Die Zeichnungen und auch die sehr gelungene Colorierung gefallen mir ausserordentlich gut und sind auch der Grund, warum ich den Band unbedingt haben wollte.
Die Hintergründe wirken oft wie in Nebel gehüllt, wodurch das ganze eine für (US-)Comics ungewöhnliche Tiefe bekommt. In der bildenden Kunst nennt man diese Technik "Sfumato". Prominentes Beispiel: Die Mona Lisa.
Damit hat mich das Artwork so umgehauen, dass ich sogar über die paar fehlenden Schatten hinwegsehen konnte.

Ich bereue es nicht, diesen Comic gekauft zu haben.
Leuten, die mit Marvel-Comics vertraut sind und vielleicht auch schon den einen oder anderen Punisher-Comic gelesen haben, die sollen ruhig zugreifen.
Leute, die nur gelegentlich mal was lesen werden wohl eher verzweifeln beim Versuch herauszufinden, worum es eigentlich geht.

Der Comic kostet 14.99 €.

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