Catwoman by Tim Sale


Montag, 26. November 2012
Damals eine Tragödie, heute ein Glücksfall

Cover von Batman: A Death in the Family

Verlag: DC
Autor: Jim Starlin, Marv Wolfman
Zeichner: Jim Aparo, Tom Grummett
Ausgabe: HC 2009, Original in Batman 426-442, The New Teen Titans 60-61, Batman Annual 25
Sprache: Englisch

Story:
In diesem Band sind zwei Geschichten. Die erste handelt vom Tod des zweiten Robins, die zweite von der Aufnahme des dritten Robins in den Kreis der Batfamily.

Erste Geschichte:
Jason Todd ist ein wütender Robin. Er versteht Batmans Grenzen nicht und will sich nicht an seine Regeln halten. Doch noch ist Batman der Boss, und er beschliesst, Jason erst einmal aus dem Verkehr zu ziehen.
Das gefällt dem überhaupt nicht, verschafft dem jungen Mann aber Zeit, sich um persönliche Dinge zu kümmern. Denn vor kurzem hat er herausgefunden, dass die Frau, die er sein Leben lang für seine Mutter hielt, gar nicht seine leibliche Mutter war. Diese könnte also immer noch leben.
So macht er sich auf, alle in Frage kommenden Frauen aufzusuchen und sie zu fragen, ob sie jemals einen Sohn hatten.

Als Bruce das herausfindet beschliesst er, Jason zu helfen. Zusammen machen sie dann auch tatsächlich Jasons (vermeintlich) leibliche Mutter aus.
Leider hat die da schon einen Packt mit dem Teufel in Form des Jokers geschlossen.
Als Jason mitbekommt, dass seine Mutter erpresst wird, will er ihr helfen und gibt sich ihr als Robin zu erkennen. Doch Jasons Mutter ist leider nicht so nett, wie er sich das ausgemalt hat, und so kommt es, dass sie ihn an den Joker verrät. Dieser nutzt natürlich seine Chance, um den Jungen mit einer Brechstange halb tot zu schlagen (und wem diese Szene nichts sagt, der hat in Sachen Batman echt einiges nach zu holen). Jasons Mutter steht daneben und tut nichts.

Erst als die Männer des Jokers sie im Warenhaus an einen Balken fesseln und das ganze Gebäude mit Dynamit füllen dämmert ihr, dass sie auf den falschen Mann gesetzt hat.

Bis dahin dürfe die Geschichte hoffentlich jedem bekannt vorkommen und ich denke, ich verrate nicht zu viel wenn ich schreibe, dass Batman dieses eine Mal nicht mehr rechtzeitig kommt.

Was weniger bekannt ist, ist die Geschichte, warum danach ausgerechnet Superman Batman davon abhält, den Joker fest zu nehmen und warum der Joker bis heute nie für dieses Verbrechen angeklagt werden konnte.

Zweite Geschichte:
Batman übernimmt sich. Er gönnt sich und den Verbrechern Gotham Citys keine Ruhe und vor allem auch keine Gnade. Das ist nichts ungewöhnliches. Doch seit Jasons Tod handelt er noch brutaler und zudem so fahrlässig, dass er einen seiner Gegner fast tötet.
Dies bleibt nicht unbemerkt. Nicht nur von Alfred, der seinen Chef wie immer nur notdürftig versorgen kann und dann hilflos mitansehen muss, wie er wieder in die Nacht hinaus verschwindet, sondern auch von einem ganz speziellen Fan des dunklen Ritters: Tim Drake. Der aufgeweckte Junge verfolgt das Handeln der menschlichen Fledermaus schon lange, er folgt ihm auf Schritt und Tritt und schiesst auch Fotos.
So findet er heraus, wer unter der Maske steckt. Und er kommt zu dem Schluss, dass ein Batman einen Robin braucht.
Also macht er sich auf die Suche nach der noch lebenden Hälfte der Robin-Armee: Dick Grayson.

Dick freut sich nicht wirklich, dass ihn so ein dahergelaufener Bengel zurück in sein Sidekick-Kostüm stecken will, vor allem jetzt, wo er sich zwecks weiterer Selbstverwirklichungen gerade von den Teen Titans gelöst hat.
Doch natürlich will er Batman trotzdem helfen, wenn auch "nur" als Nightwing.

Alfred ist der einzige, der an die Notwendigkeit eines Robins an Batmans Seite glaubt und so kommt es, dass er den folgenreichen Entschluss fasst, Tim Drake ein Robin-Kostüm in die Hand zu drücken.

Jason und seine Mutter

Meine Meinung:
Ich bin ein bisschen zu jung um Jason Todd noch als Robin erlebt zu haben. Dies ist mein einziger Comic, in dem er in dieser Gestalt vorkommt.
Ich kann verstehen, dass den Leuten ein aufmüpfiger Robin nicht gefallen hat. Schliesslich ist die Figur des Robins kreiert worden, um neben dem düsteren, schweigsamen Batman als lustiger Farbklecks zu agieren. Die Lücke zu füllen, die Dick Grayson in den Herzen der Leser hinterlassen hat, hat er nie geschafft.

Wie auch immer.
Der Tod eines Robins ist ein sehr einschneidendes Erlebnis, bis jetzt befassen sich fast alle Schreiber und Zeichner von Batman-Comics damit, egal ob es sich dabei um eine Erwähnung Jasons in einer Weihnachtsgeschichte handelt oder um ein Kostüm im Hintergrund der Bathöhle.
Für Leute wie mich ist diese Geschichte ein Glücksfall. Denn wäre Jason Todd nicht gestorben, so hätte er nie auferstehen können. Und wäre er nie auferstanden, dann wäre er nicht zum neuen Red Hood geworden. Und wäre er nicht zum neuen Red Hood geworden, dann - ja dann, dann würden wir eine Menge guter Geschichten nie gelesen haben.
Aber zurück zu den Geschichten, um die es hier geht.

Die erste, in der Jason Todd stirbt, gefällt mir weit besser als die zweite.
Dass Jason sich auf die Suche nach seiner Mutter macht ist logisch, wer würde das nicht tun? Und natürlich hilft ihm Bruce Wayne, denn wer weiss besser als er was es heisst, ohne Eltern aufzuwachsen?
Was mich sehr schockiert hat ist, dass die gute Dame (ob sie nun seine Mutter ist oder nicht lassen wir mal dahin gestellt) einfach so daneben steht als der Joker dem Jungen die Seele aus dem Leib prügelt, und sich, als sie nicht mehr hinschauen kann, nur eine Kippe ansteckt. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen scheint es ihr ja nicht ganz egal zu sein, was da passiert.

Dass Jason in Gegenwart seiner vermeintlichen Mutter jegliche Vorsicht vergisst, ihr seine geheime Identität verrät und nach allem, was sie getan hat doch noch versucht, ihr das Leben zu retten passt zu ihm. Er scheint ja als Robin schon ein sehr emotionales Kerlchen gewesen zu sein, als Red Hood lässt er seinen Gefühlsschwankungen dann freien Lauf.

Als Batman und der Joker sich am Ende noch einmal gegenüberstehen und Batman ihn mal wieder überleben lässt drängt sich bei mir die Frage auf:
Überschreitet Batman diese Grenze wirklich bewusst nicht, oder ist er vielleicht ganz einfach nicht im Stande, jemandem das Leben zu nehmen?
Wenn das zweite zutrifft, dann ist das nicht einmal so tragisch. Doch wenn Batman selbst nach der Folter und dem brutalen Mord an seinem Sohn noch so sehr die Selbstbeherrschung behält, dass er den Joker am Leben lässt, hat er Jason dann wirklich geliebt? Oder ist es purer Egoismus, der ihn antreibt? Sich selbst am Abend im Spiegel betrachten zu können und zu sagen: Ich habs heute mal wieder geschafft?
Denn stellt sich nicht nur der Joker über das Leben, indem er sich entscheidet, ebendieses jemandem zu nehmen, sondern auch Batman, wenn er beschliesst, lieber Menschen in den Händen eines Verrückten sterben zu lassen, als sich selbst ein einziges Mal die Finger schmutzig zu machen?

Die zweite Geschichte gefällt mir nicht. Die Idee, wie Tim Drake Robin wurde gefällt mir nicht. Überhaupt gefällt mir die Figur des Tim Drake nicht. Immer wenn ich eine Batman-Geschichte mit ihm als Robin gelesen habe musste ich unweigerlich an einen Hund denken. So ein putziger, aber leicht dummer Mischling, der seinem Herrchen überall hin folgt und neben ihm sitzt, mir der Zunge fast bis zum Boden. Er war für mich einfach nie mehr als ein Fanboy. Und wie er Nightwing immer angehimmelt hat, meine Güte!
Aber ich schweife ab.

Die ganze Geschichte scheint einfach unglaubwürdig. Ein Junge, der herausfindet, wer Batman ist? Wie schafft der das? Hat das vor ihm noch nie jemand versucht?

Dass Alfred ihm einfach so das Robin-Kostüm in die Hand drückt finde ich komisch. Ist nicht Alfred die Stimme der Vernunft in Batmans Ohr? Würde er wirklich, nach Jasons Tod, einen weiteren Jungen in die Schlacht schicken, von der er versucht, den erwachsenen und gut trainierten Bruce Wayne abzuhalten? Wäre er wirklich so egoistisch, das Leben eines weiteren unschuldigen Jungen zu riskieren, nur um das Leben seines besessenen Ziehsohnes ein wenig zu verbessern?

Die einzige Figur, die meinem Gefühl nach einigermassen richtig handelt ist Dick Grayson, der sich gegen einen neuen Robin wehrt und seinem Mentor selbst helfend zur Seite steht, vollkommen egal ob der ihn um Hilfe bittet oder nicht.
Dass aber ausgerechnet Dick Tim die Bathöhle zeigt finde ich auch nicht einleuchtend.

Im Gegensatz zur ersten Geschichte hat mich die zweite so gar nicht überzeugt.

Was ich allerdings für erwähnenswert halte: Von dieser Geschichte bis zum Ende des alten DC-Universums (Sommer 2011) haben sich die Charaktere nicht gross verändert. Gerade Tim ist so geblieben wie er damals schon war. Klar, er hat eine Familie verloren, eine neue gewonnen, sein bester Freund ging und kam, er verlor erst seinen Adoptivvater und dann seine Stelle als Robin, das alles machte ihn reifer und erwachsener, aber er blieb immer der Fanboy, der in jedem und allem auch etwas gute sah und immer für Batman da war. Das war auch dann noch so, als jeder Batman für Tod hielt und er das Risiko einging, von allen für verrückt erklärt zu werden als er als einziger davon überzeugt war, dass Bruce Wayne noch lebte.

Ich mag also Tim Drake bis heute nicht wirklich, aber die Geschichte damals hat den Grundstein zu einer neuen Figur gelegt, die von vielen Fans bis heute sehr geliebt wird. Das zeugt von echtem Können, schliesslich war das im Jahr 1989, und es hielt bis heute, 2012.
Daher empfehle ich trotz aller Kritik, die Geschichte zu lesen.

Ich empfehle diesen Band jedem Batman-Fan.

Unter dem Titel Batman: Ein Tod in der Familie ist die erste Geschichte bei Panini Comics auf Deutsch erschienen, für 14.95€. Ja, der Preis ist gerechtfertigt.

... link (2 Kommentare)   ... comment