Catwoman by Tim Sale


Dienstag, 19. Februar 2013
Kartenspiele der zwei Grossen

Bei DC und Marvel ist es ja immer das gleiche. Macht der eine etwas, macht es ihm der andere früher oder später nach. Bestes (und zugleich traurigstes) Beispiel: Relaunch.

So verwundert es also auch nicht, dass ziemlich zeitgleich ein DC und ein Marvel Deck-Building Game rausgekommen sind. Ich habe mir natürlich beide gekauft und auch schon ein paar Mal gespielt. Und dabei sind mir einige Vor- und Nachteile und noch ein paar andere Dinge bei beiden Spielen aufgefallen, die ich hier mit euch teilen möchte.

Spielbeschreibung:

DC Deck-Building Game

Das "DC Deck-Building Game", wie es schlicht heisst, besteht nur aus Karten.

Ziel des Spiels ist es, so viele Siegespunkte wie möglich zu sammeln indem man Helden rekrutiert, Equipment sammelt und Schurken besiegt.

Zu Beginn des Spiels wählt jeder Mitspieler einen der sieben Helden (blau unterschrichen), der ihm einen eigenen Bonus verschafft. Zum Beispiel erhält Batman für jedes Equipment, das man spielt, +1 Power.
Jeder Spieler bekommt ein Starterdeck bestehend aus sieben "Punch" und drei "Vulnerability" (rot). Jeder Punch ist ein "Power" wert, Vulnerability sind nutzlose Karten, die für nichts eingesetzt werden können.

Man zieht dann von seinem Deck fünf Karten und überlegt sich, was man damit machen könnte und möchte.
Folgende Möglichkeiten gibt es: Man kauft sich eine Karte aus dem Line up (grün), um so sein Deck zu verbessern und Siegespunkte zu kassieren oder ich bezwinge einen Super-Schurken (rechts neben dem Line up, um so mein Deck zu verbessern und Punkte zu sammeln. Dabei gelten die "Power"-Punkte sowohl als Währung, um einen Helden oder Equipment zu kaufen wie auch um einen Schurken zu bekämpfen.

Die Karten bieten aber nicht nur Sieges- und Power-Punkte, sondern oft noch eine Spezialfähigkeit.
Spiele ich zum Beispiel das Batmobil, dann habe ich die Möglichkeit, alle meine Karten auf meinen Ablagestapel zu legen und neue Karten zu ziehen.

Die gekauften und verbrauchten Karten legt man auf seinen eigenen Ablagestapel und zieht sofort fünf neue Karten nach, dann ist der nächste Spieler an der Reihe.

Das Spiel dauert so lange, bis der ganze Super-Schurken-Stapel verbraucht ist. Dann zählt jeder Spieler seine Siegespunkte, der mit der höchsten Punktzahl gewinnt.


Marvel Deck-Building Game

Das Marvel Deck-Building Game "Legendary" bringt nicht nur Karten, sondern sogar ein Spielbrett mit, das einem hilft, die Kartenstapel alle richtig zu platzieren.

Auch hier ist das Ziel, möglichst viele Siegespunkte zu sammeln. Diese erhält man im Gegensatz zum DC-Spiel jedoch nur durch besiegte Gegner und gerettete Zivilisten, nicht aber durch rekrutierte Gegner.
Und noch etwas ist anders: Es handelt sich hier um ein kooperatives Spiel. Das heisst, man gewinnt gemeinsam gegen das Spiel (oder das Spiel gewinnt allein gegen alle), und erst dann kann ein Gesamtsieger ermittelt werden.


Als Spielvorbereitung müssen erst einmal verschiedene Stapel gebildet werden. Alle Zivilisten (Bystanders) auf einen Stapel, die Wunden, die Helden, die Schurken, die Maria Hill-Karten (links neben den Helden). Es wird ein Mastermind gewählt, sozusagen der Oberschurke, und die fünf Mastermind-Karten auf ihren Platz gelegt. Dann wählt man ein "Scheme", quasi den Plan des Masterminds, und legt es offen auf seinen Platz.

Alle starten unter den gleichen Voraussetzungen. Im Starterdeck befinden sich acht Shield-Agents mit jeweils einem Rekrutierungspunkt und vier Shield-Trooper mit jeweils einem Kampfpunkt (grün).
Jeder zieht aus seinem Deck sechs Karten, im HQ werden fünf Helden aufgedeckt (blau) und bevor der erste Spieler loslegt, muss er eine Karte vom Schurken-Stapel ziehen (rot).
Hat er einen Schurken gezogen, so legt er diesen in die Stadt (rot).
Zieht er einen Masterstrike, so muss die Aktion ausgeführt werden, die auf der obersten Mastermind-Karte steht; der Oberbösewicht schlägt zu.
Oder er zieht eine "Scheme Twist"-Karte, das Pendant des "Schemes" zum Masterstrike.

Nun kann der Spieler entscheiden, was er tun möchte. Mit seinen Rekrutierungspunkten kann er sich einen Helden kaufen, er kann aber auch einen Schurken bekämpfen und so Siegespunkte erzielen.

Anders als beim DC-Spiel werden besiegte Schurken nicht in das eigene Deck mit aufgenommen, sondern zur Seite gelegt. Sie werden nur noch am Ende als Siegespunkte gezählt.

Bei den Helden gibt es wichtige Unterschiede. Einige, wie Black Widow und Cyclops, gehören Teams an (Avengers und X-Men), andere, wie Deadpool wiederum nicht. Das kann Auswirkungen auf die Reihenfolge haben, in der man diese Karten auspielt. Zum Beispiel erhält Hawkeye für jede schon ausgespielte Avengers-Karte einen zusätzlichen Kampfpunkt. Da spiele ich natürlich erst Nick Fury und Captain America aus.

Wie bei DC haben die Karten also auch hier noch zusätzliche Fähigkeiten, die es weise einzusetzen gilt.

Das Spiel ist gewonnen, wenn der Mastermind-Stapel aufgebraucht ist (gewonnen) oder wenn das "Scheme" eintritt (verloren).



Meine Meinung:
Ich habe jetzt beide Spiele mehrmals gespielt, zu zweit, zu dritt, zu viert. Bei beiden Spielen macht es keinen grossen Unterschied, ob man sie zu zweit oder mit mehreren Leuten spielt. Das haben sie schon einmal gemeinsam.
Aber das wars auch schon. Sonst trennen die beiden Spiele, dafür dass es sich hier bei beiden um Deck-Building Games handelt, Welten.

Das DC-Spiel ist schnell aufgebaut. Man mischt ein paar Karten, legt die Stapel hin, jeder wählt einen Helden, es kann los gehen.
Beim Marvel-Spiel scheinen die Vorbereitungen ewig zu dauern. Man muss nämlich erst entscheiden, welche fünf Helden man im Spiel haben möchte, welche Schurken-Gruppen und dann je nach Scheme noch Bystander- und Wunden-Karten in den Schurken-Stapel mischen. Da kommt es schon mal vor, dass man Karten vergisst.
Ich bin froh, dass ein Spielbrett mitgeliefert wurde, ich müsste sonst wohl immer wieder in die Anleitung schauen um zu wissen, ob alles an seinem Ort liegt.

Das Brett ist der nächste Punkt. Das ist zwar praktisch und dringend nötig, aber es gibt natürlich vor, wo man spielen kann bzw. wo nicht. Das DC-Spiel hat locker auf meinem kleinen Ikea-Couchtisch vor dem Sofa Platz, um das Marvel-Spiel spielen zu können muss ich immer in die Küche gehen, weil der Tisch da grösser ist.

Das Marvel-Spiel verlangt von seinen Spielern mehr strategisches Denken. Beispiel: Es nützt mir nichts, wenn ich Hawkeye besitze, der für jeden weiteren Avenger einen zusätzlichen Kampfpunkt erhält, wenn ich keine weiteren Avenger in meinem Deck habe.
Ausserdem überlege ich mir besser, was ich alles in mein Deck hinein nehme, denn manchmal ist es besser, ein kleines, aber feines Deck zu haben, so dass man die schon verbrauchten Helden bald wieder auf der Hand hat, statt ein starkes, aber dafür riesiges, in dem gekaufte Karten auf Nimmerwiedersehen verschwinden.

Beim DC-Spiel muss ich mir solche Gedanken nicht machen. Zwar gibt es auch dort Kombinationsmöglichkeiten, doch ich muss ja eh so viele Karten wie möglich kaufen um am Ende viele Siegespunkte zu haben, also wird halt wild drauflos gekauft und mein Deck vergrössert sich immer weiter.

Ich finde es schade, dass beim DC-Spiel kein Unterschied zwischen Helden und Schurken gemacht wird. Ich kaufe Helden und besiege Schurken mit den gleichen Power-Punkten und setze die Helden- und Schurken-Karten auch gleich ein. Das macht die Atmosphäre kaputt, die ich mir bei einem Superhelden-Spiel doch wünsche. Ich will nicht, dass es egal ist, ob ich den Joker oder Batman ausspiele!

Dafür ist das DC-Spiel auf jeden Fall einsteigerfreundlicher. Man liest ein bisschen die Anleitung, verteilt die Karten und spielt los. Die Regeln sind so simpel, dass man das Regelwerk nicht mehr so bald braucht.
Beim Marvel-Spiel verändert sich die Anzahl der Karten, die man in den Stapel mischt ständig, mit jedem Scheme und der Anzahl der Mitspieler.

Beim Marvel-Spiel gab es ausserdem noch einen kleinen Dämpfer zu Beginn: Die Karten waren so gemischt in der Schachtel, dass ich erst einmal eine halbe Stunde damit beschäftigt war, sie zu sortieren und raus zu finden, welche Karte jetzt auf welchen Stapel gehört.

Beide Spiele sind ansehnlich, die Karten sind schön illustriert und ziemlich stabil. Sie lassen sich ausserdem gut mischen. Das erwähne ich deshalb, weil wirklich ständig, die ganze Zeit, Karten gemischt werden müssen.

Ich muss sagen, dass mir "Legendary" besser gefällt als das "DC Deck-Building Game".

Aus zwei Gründen.
Erstens finde ich es vielseitiger.
Dass man die Helden rekrutiert und die Schurken bekämpft macht für mich einfach Sinn. Und man kann auch strategischer vorgehen, was mir persönlich einfach mehr zusagt.
Zweitens ist es kooperativ.
Auch das macht mehr Sinn.
Beim Marvel-Spiel habe ich das Gefühl, Director of Shield zu sein und ein Team zusammen zu stellen, mit dem ich die Welt rette.
Ich weiss nicht, ob es bei der Justice League einen internen Wettkampf gibt, wer denn nun die meisten Bösewichte erledigt hat, aber warum kämpft man da gegeneinander?
Ausserdem mag ich kooperative Spiele wie "Pandemie" und "Die Zwerge" einfach. Gegner platt machen kann ich auch alleine vor der PlayStation.

Trotzdem halte ich auch das DC-Spiel nicht für einen Fehlkauf. Ich werde es ein bisschen kompakter verpacken, so dass ich es überall mit hinschleppen kann und es wird mir ab jetzt als Arbeitspausen-Spiel dienen.
Das Marvel-Spiel wird zu Hause meinen Feierabend abwarten müssen.

Beide Spiele sind in Englisch und soviel ich weiss ist keine deutsche Version geplant.

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